Jubelstimmung
06.05.2014
Jubelstimmung?
von Martin Seltmann
Zum 3. Sonntag nach Ostern (Jubilate)
Der morgige Sonntag heißt mit seinem kirchlichen Namen „Jubilate“ (deutsch: „Jubelt!). Eine Aufforderung zum Jubeln…geht das so einfach? Da ich diese Zeilen schreibe, höre und sehe ich Nachrichten, die bedrückend sind, weit weg von Jubelstimmung: - In der Ukraine wird scharf geschossen. Was kann sich daraus noch entwickeln? - In Nigeria hat eine Terroristengruppe sich zur Entführung von 200 Mädchen bekannt, und will diese zur Heirat verkaufen. Welches Leid, Ängste und Ungewissheiten für die Familien! - Syrien versinkt im Bürgerkrieg. Ich sehe Bilder einer völlig zerstörten Geisterstadt Aleppo – der zweitgrößten Stadt des Landes, übrigens auch mit einer beachtlichen christlichen Minderheit. Wohl alles ausgelöscht und vertrieben. Jubel kennen wir besonders vom Sport. Aber auch da zwei nachdenkliche Nachrichten: Ausgerechnet die fußballverrückten Brasilianer können nicht so richtig jubeln über die Weltmeisterschaft im eigenen Land; wegen der massiven Korruption und dem Armut-Reichtum-Gefälle. In Weißrussland ist die Eishockey-WM eröffnet worden. Dort gibt es Jubel, aber befohlenen Jubel unter dem grausamen Diktator Lukaschenko, der jede oppositionelle Regung eiskalt unterdrückt. Und auch in unserem persönlichen Umfeld gibt es vielleicht manches, was uns am Jubel hindert: Krankheiten, Beziehungsstörungen, Trauer, Sorgen um Menschen, die wir lieben, Sinnlosigkeitsgefühle …. Kein Grund zum Jubeln? Oder nur typisch deutsch, immer irgendwie rumjammern? Wir können sicher nicht das, was uns belastet oder Angst macht, einfach vom Tisch wischen. Aber die Botschaft des Sonntags hängt mit Ostern zusammen (Die Osterzeit geht ja mindestens bis Christi Himmelfahrt!), und sie lautet: Es kann überraschend alles ganz anders und neu werden, genau dort wo Sorge, Leid, Ängste sind. Es wird alles von einem neuen Licht überstrahlt, auch wenn es nicht weg ist. Die Aufforderung zum Jubel kommt von Ostern her: Christus ist auferstanden, der Tod ist überwunden. Es gibt Hoffnung über den Tod hinaus und inmitten all der schrecklichen Nachrichten, die wir aufnehmen. Es gibt Hoffnung für unsere Welt und für jeden einzelnen Menschen. Wer diese Hoffnung in seinem Leben annimmt, der stimmt in den Jubel ein, auch dann, wenn nicht plötzlich alle Nachrichten gut werden. Auch dann, wenn Fragen bleiben. Wir dürfen – wie die Frauen und Jünger zu Ostern – diesen lebens- und weltverändernden Hoffnungssatz ausrufen: Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja. Von daher wünsche ich Ihnen viel Grund zum Jubeln!