Kopf hoch
„Kopf hoch … das wird schon wieder.“ Kennen sie diesen Satz? Mich hat er selten wirklich ermutigt. Natürlich möchte ich den Kopf nicht in den Sand stecken und auf das berühmte „Lichtlein von irgendwoher“ hoffen. Doch es gibt genügend Situationen , die eben nicht einfach gut geworden sind. Manche Krankheit endet trotz Gebet und Glauben nicht mit einer Heilung. Manche berufliche Laufbahn weist Brüche ohne einen zuerst verborgenen und dann doch positiven Beigeschmack auf. Beziehungen werden nicht wieder gut. Nein… es wird nicht „alles schon irgendwie wieder“.
Mit „Kopf hoch“ … klopft uns im Wochenspruch (Lukasevangelium 21,28) jedoch nicht einfach irgendwer auf die Schulter. „Kopf hoch“ … sagt dort Jesus Christus. Er sagt: Es besteht Grund zur Hoffnung. Denn „eure Erlösung naht.“ Erlösung meint, dass eine grundlegende Veränderung zum Guten eintritt. Stellen sie sich einen Menschen vor, der an Luftnot leidet. Für ihn wäre die entscheidende Veränderung, frei atmen zu können. Als Menschen leben wir von Gott. Er ist die Luft zum Leben – die Quelle des Lebens. (Psalm 36,10) Er hat sich nie aus der Welt und unserem Leben verabschiedet. Aber so oft sind wir weit weg von ihm. An den Konsequenzen leiden wir. Beziehungen haben den Ruhepol und gemeinsamen Orientierungspunkt verloren. Negative Folgen von rücksichtslosem und kurzsichtigem Handeln sehen wir im Miteinander und in der Natur. Wir haben uns – bewusst oder unbewusst - nicht im Griff und sind erschrocken über die Folgen. Manches Leid ist da, ohne dass man eine Ursache benennen könnte. Wir leben nicht im „Paradies“. Das Paradies war so heilvoll durch seine unmittelbare Gottesnähe. So wird es uns in der Bibel beschrieben.
Weihnachten bedeutet, dass zu uns komm. Dies hat er im Stall von Betlehem getan. Dies tut er leise und versteckt heute. Und dies wird er erkennbar am Ende der Tage unseres Lebens und am Ende der Tage der Welt tun. Dann hat – wer zu ihm gehört – Luft zum Atmen. Dies können wir heute erleben. Aber erst in der Ewigkeit wird diese Erlösung vollkommen sein. Wir haben die Perspektive: Der Herr des Lebens kommt auf mich zu. Wenn er da ist, habe ich Hoffnung … in der Sorge, unter Schmerzen, auch mit Angst. Denn sein Horizont ist weiter, seinen Macht größer, seine Liebe umfassender als ich es ahne. Wenn er sagt: „Kopf hoch“ dann sind das keine leeren Worte. Sein „Kopf hoch“ hat Gewicht.
Pfarrer Tobias Frauenlob, Annaberg-Buchholz