Alles gut!?
Seit einiger Zeit höre ich es bei fast jeder Gelegenheit: „Alles gut!“ Kinder sagen es genauso wie Teenager und Erwachsene.
Bei der kleinsten Verunsicherung kommt schnell ein „Alles gut!“ Früher sagte man „Schwamm drüber“. Aber auch als Ersatz für „Wie geht’s dir?“ ist „alles gut“ die neuste Alternative.
Sprache verrät etwas über uns. Doch was verrät es über uns, wenn wir andauernd mit „alles gut!“ beschwichtigen? Sind wir konfliktscheu? Steckt da eine Sehnsucht nach Harmonie drin? Meine Vermutung ist, dass wir im Twitter-Zeitalter mit „alles gut“ Zeit sparen können, die wir sonst bei der Suche nach einer korrekten Formulierung verlören. Ein kleiner Konflikt muss nicht erst geklärt werden. Kommunikation im ICE-Tempo!
Schön wäre es durchaus, wenn das stimmte: Alles gut. Keine Konflikte mehr. Kein Streit mehr. Keine Schmerzen mehr. Keine Ängste mehr. Eine liebevolle und fröhliche Gemeinschaft, in der Klasse, in der Abteilung, in der Familie. Alles gut! Ein wundervoller Traum.
Dieser Traum wird einmal in Erfüllung gehen, sagt die Bibel. Für alle, die an Jesus Christus glauben. Dann ist wirklich alles gut! Bis dahin gibt es das Gute aber immer nur bruchstückhaft. So sehr wir uns auch mühen, hier auf Erden ist noch nicht alles gut.
Und doch, hier und da, leuchtet es auf: Wenn jemand nach schwerer Krankheit wieder gesund wird. Wenn jemand Frieden im Herzen findet. Wenn jemand Vergebung erfährt und weitergibt. Dann gibt es Momente, wo man denkt: Jetzt ist alles gut.
Das Besondere ist aber: Das sind Geschenke. Das können wir nicht herstellen. Das können wir nur erbitten – und empfangen – von dem, der allein gut ist.
Wenn mal wieder jemand „Alles gut!“ sagt, dann weiß ich: Es ist noch nicht alles gut. Aber einer ist gut, und der beschenkt uns immer wieder mit Gutem!
Pfarrer Martin Gröschel, Mildenau