Neu anfangen
Jedes neue Jahr, das beginnt, kommt mir vor wie ein sauberes, weißes, noch nicht benutztes Heft. Sehr schön und voller Möglichkeiten. Ich nehme mir vor, es mit schönen Dingen zu füllen, mit guten Begegnungen, mit Freude. Dass ich dazu viel beitragen kann, ist mir bewusst, darum fasse ich manchen guten Vorsatz für das neue Jahr.
Das habe ich in der Schulzeit übrigens auch immer getan: Dieses wunderbare Deutschheft würde ich nur mit Schönschrift füllen, jenes Matheheft ohne Rechenfehler zu Ende bringen. Sie ahnen, wie die Geschichte ausging.
Und ich ahne, dass es uns mit dem neuen Jahr 2018 auch so gehen wird. Die guten Vorsätze werden nicht verhindern können, dass es zum Gebrauchsgegenstand wird. Wir werden Schönes und Schweres erleben, werden gute und unerfreuliche Begegnungen haben und manche Arbeit als nicht sinnvoll empfinden. An mancher unschönen Spur im neuen Jahr werden wir selber schuld sein. Spätestens nach ein paar Wochen wird sich der Wunsch einstellen, wir könnten noch mal von vorne beginnen, ohne diese krakeligen Gebrauchsspuren.
So wie mich das neue Jahr mit einer makellosen Bilanz empfängt, so will Gott mich das ganze Jahr begleiten. Tag für Tag kann ich neu beginnen. Tag für Tag versuchen, seinem Bild von einem gelingenden Leben näher zu kommen. Mit dieser Zusage ist jeden Tag Neujahr. Auch wenn mir schon am zweiten Tag alles misslungen ist: Ich darf mich auf seine Liebe verlassen. Ich darf am dritten Tag neu beginnen - Ich darf jeden Tag neu beginnen. Nicht Gebote und Regeln stehen im Vordergrund sondern Gottes Zusage: „Ich bin da.“
Ich-bin-da – das ist der Name, den Gott sich selbst gegeben hat. Er ist der, der da ist. Der überall ist. Der alles umgibt. Der bei mir ist - auch jetzt, auch hier, in diesem Augenblick. Der mich begleitet. Wohin ich auch gehe, was ich auch tue: Gott ist da. Jedem von uns will er nahe sein.
Dann mag es anders kommen, als ich es mir ausgemalt hatte. Dann mögen mich Ereignisse überrumpeln und Sichergeglaubtes verloren gehen. Ich werde ihn nicht los. Was für eine Perspektive!
Beim Jahreswechsel beginnen wir nicht bei null, es liegt ja schon eine Geschichte hinter uns. Aber es ist ein Neubeginn, der sehr schön ist und voller Möglichkeiten. Weil die eher misslungenen Versuche nicht vergessen, aber vergeben sind. Und weil ich mir selber ganz viel Gutes zutraue und auch fest vornehme.
Für das neue Jahr wünsche ich Ihnen Gottes Segen.
Claudia Küchler
Pastorin der Evangelisch methodistischen Kirche Königswalde/Mildenau