Erquicken
In diesem Jahr meinen es die Temperaturen schon ziemlich gut mit uns. Da tut es gut, sich auch entsprechend erfrischen zu können. Ich könnte auch sagen, sich zu erquicken. Doch wer kann mit diesem alten Wort noch etwas anfangen? Bei Kindern und jungen Leuten habe ich gemerkt, dass sie sich unter „erquicken“ nicht so richtig etwas vorstellen können. Dieses Wort kommt wohl in unserer Alltagssprache kaum noch vor.
Ich habe dieses Wort dem Wochenspruch für die kommende Woche entnommen: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ (Matthäus 11,28) Und da sind auch gleich noch zwei andere Wörter, die heute selten verwendet werden: „mühselig“ und „beladen“.
Vielleicht denkt mancher jetzt: ‚Was ist denn das für eine alte Sprache? Kann man diesen Satz nicht etwas moderner formulieren? ‘ – Natürlich, man kann. Zum Beispiel hat dies Jörg Zink getan, er übersetzt diesen Satz der Bibel mit den Worten: „Kommt her zu mir, die ihr müde seid und ermattet von übermäßiger Last! Aufatmen sollt ihr und frei sein.“
Diese Einladung, die vor etwa 2000 Jahren von Jesus Christus ausgesprochen wurde, ist aber – egal wie man sie übersetzt – auch heute noch aktuell. Denn auch heute noch hält Jesus Christus seine Arme auf und lädt uns ein, zu ihm zu kommen mit dem, was uns belastet, mit dem, was uns müde macht. Zum Beispiel mit dem Stress, den wir im Alltag erleben. Oder mit den Sorgen, die wir uns um unsere Familien machen. Oder mit dem Leid, was wir ertragen, weil wir selbst oder liebe Angehörige von einer schweren Krankheit betroffen sind. Oder mit unserer Trauer, weil ein lieber Mensch von uns gegangen ist. Oder …
Jesus Christus will all diese Lasten mit uns teilen. Auch das Sprichwort sagt: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Jesus Christus teilt unsere Last mit uns, weil er selbst dunkle Stunden in seinem Leben durchlitten hat. Er weiß, wovon wir reden. Er versteht uns, wenn wir manchmal auch einfach nur noch seufzen können. Schon wieder so ein altes Wort. Aber ein Seufzer ist eigentlich auch nichts anderes, als einen tiefen Atemzug zu tun. Das tut manchmal richtig gut, so von ganz tief innen herauszulassen, was einen bedrückt. Es befreit.
Genau das will uns Jesus schenken, wenn wir zu ihm kommen mit unserer Not, wenn wir ihn wissen lassen, was uns belastet. Er hat versprochen, uns dann zu „erquicken“.
Pastorin Ute Möller, Ev.-meth. KIrche, Bezirk Crottendorf