Womit hab ich das verdient?
„Womit hab ich das verdient?“ – fragen wir uns, wenn uns ein Unglück geschieht.
Das können wir uns eigentlich auch mal fragen, wenn uns etwas Gutes geschieht! Womit hab ich das verdient, dass mein Kühlschrank voll ist? Womit hab ich das verdient, ein Dach über dem Kopf zu haben? Womit hab ich das verdient, dass ich ein Auto nutzen kann?
Wer sich solche Fragen stellt, merkt schnell: Vieles, was uns selbstverständlich erscheint, ist überhaupt nicht selbstverständlich. Wir nehmen es plötzlich wahr, und wir werden dankbar – und geben von unserem Reichtum ab. Das ist Erntedank.
Es ist aber noch mehr. Das altbekannte Lied „Wir pflügen und wir streuen“ weist uns im Refrain darauf hin: „Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn“. Erntedank heißt auch, dass wir den Geber der guten Gaben die Ehre geben.
Viele Christen singen oder beten dieses Lied vor dem Essen. Und das ist gut so. Denn wir haben zu essen. Niemand muss im Erzgebirge Hunger leiden. Uns geht es äußerlich so gut. Gott versorgt uns wie Könige.
„Wir tafeln wie die Könige“, so sagte es einmal ein Landwirtschaftsverband. Weltweit gesehen ist das wirklich so. – Nur nehmen wir es oft nicht wahr, weil es für uns selbstverständlich ist.
Doch in jeder Scheibe Brot steckt ein Stückchen der Liebe Gottes für mich. Er versorgt mich. Er beschenkt mich, er gibt mir alles, was ich zum Leben brauche. Die Bitte „Unser tägliches Brot gib uns heute“ erinnert uns daran.
Ob Schokolade oder Äpfel, ob Nahrung oder Kleidung, ob Handy oder Fernseher, ob Wohnung oder Haus… – wir haben das nicht verdient – es ist ein Geschenk, dass Gott uns so gut versorgt.
Ich lade Sie ein, sich mitzufreuen am Erntedankfest – und dem Geber der guten Gaben die Ehre zu geben.
Von Pfr. Martin Gröschel, Mildenau