erster Advent
Was ist nicht alles los am 1. Advent? Das Pyramidenanschieben in unseren Dörfern und Stadtteilen. Die Lichter werden angesteckt. Eine ziemliche Lichterpracht setzt ein. (Nur wenigen ist bewusst, dass am 1. Advent erstmal nur die erste Kerze brennt.) Wir freuen uns auf viele Angebote adventlicher Musik, Weihnachtsfeiern + „Hutzohmde“, kurzum – wie es so schön heißt – die „schönste Zeit im Erzgebirge“. Ich teile den Stolz auf unser „Weihnachtsland Erzgebirge“. Ich genieße die Traditionen. Aber mir ist es auch wichtig, im Blick zu behalten, was die Grundlage unseres Feierns ist. Mit dem 1. Advent beginnt ein neues Kirchenjahr. Das Kirchenjahr umspannt ja in einem Jahr symbolisch die christliche Heilsgeschichte: von der Geburt Jesu zu Weihnachten bis zur Hoffnung auf das vollendete Reich Gottes am vergangenen Ewigkeitssonntag. Advent bedeutet: Erwartung der Ankunft Jesu. In den Kirchen kommen besonders diejenigen zu Wort, die das Kommen Jesu vorhergesagt haben: Propheten des Alten Testaments und Johannes der Täufer… Die Adventszeit ist von daher besonders geprägt von Erwartung und Vorfreude (z.B. Adventskalender). Zugleich soll die Adventszeit aber auch Zeit der persönlichen Besinnung und Einkehr im Blick auf das Kommen Jesu sein.
Zugegeben, dieser Aspekt kommt oft zu kurz, angesichts von Feier-, Vorbereitungs- und Geschenkeversorgungsstress. Aber es gibt Menschen, die dies wieder bewusster in den Blick nehmen. So fahren einige Mitglieder unserer Kirchgemeinde seit Jahren zu einem Stille-Wochenende über den 1. Advent. Sie wollen ganz bewusst die Adventszeit mit Stille beginnen, mit Nachdenken über sich selbst und die Beziehung zu Gott, sie wollen Impulse aufnehmen, die ihnen für ihren Alltag Kraft geben. Ich finde das gut, wenn Menschen auch diese stille Seite der Adventszeit neu entdecken. Und ich wünschen Ihnen von Herzen, dass Sie ganz persönlich diesen Zuspruch eines alten Propheten, der ca. 500 Jahre vor Christus gelebt hat, für Ihr Leben neu entdecken, der Prophet Sacharja. Er kommt im Wochenspruch der Kirche für den 1. Advent zu Wort: „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.“
Soviel Zeit muss sein – finde ich – gerade in der Adventszeit, um etwas zu suchen und zu finden vom Kern der Adventsbotschaft.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine fröhliche, gesegnete Adventszeit.
Pfr. Martin Seltmann, Königswalde