WAS IST DER MENSCH?
„Was ist der Mensch?“ Diese Frage haben bereits viele Philosophen gestellt und Theologen bedacht. Natürlich wissen wir: DEN Menschen gibt es nicht. Es gibt verschiedene Menschen mit unterschiedlicher Herkunft und diversen Fähigkeiten. Je nach Kultur und Region dieser Erde gehört er verschiedenen Völkern, Religionen oder Parteien an, hat in seinem Umfeld einen besonderen sozialen Status.
Die Frage nach dem, was der Mensch ist, zielt aber eher darauf: Was sollte den „Typ Mensch“ auszeichnen?
Nun können wir voller Stolz behaupten: Wir sind das am höchsten entwickelte Wesen auf diesem Planeten. Wir haben uns die Welt zu Nutze gemacht. Wir nehmen, was wir bekommen können, praktizieren, was technisch machbar ist. Die Grenzen werden immer weiter hinaus geschoben: Expansion, immer besser, immer mehr sind uns Ziel und Antrieb. Uns Menschen kennzeichnet eine gewisse Maß- und Rücksichtslosigkeit. Ist das „typisch Mensch“?
Dass dieses Agieren weder gut noch zukunftsfähig ist, zeigen derzeit weltweite Aktionen gegen Klimawandel, Rassismus, Machtmissbrauch, ungerechte Wirtschaftsverhältnisse. Wir ahnen, dass der Mensch so nicht sein sollte und dass es einen Kurswechsel geben muss. Aber wie soll es anders gehen?
In der Losung für diesen Sonntag aus Psalm 8, philosophiert bereits König David vor etwa 3000 Jahren: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst? … Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan.“
Dass der Mensch Herr über die Schöpfung ist, ist eine alte und zutreffende Erkenntnis. In der Bibel findet diese Tatsache ihre Einordnung in der Schöpfungserzählung 1.Mose 2,15: „Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.“ Mit dem Herrschen soll danach das Nutzen und Schützen verbunden sein. Das ist der Auftrag für den Mensch als Herr der Schöpfung.
Kurz gesagt heißt das: Der Mensch ist frei, aber verantwortlich. Er darf was die Erde bietet nutzen, er darf forschen, bauen, umgestalten. Er soll es jedoch so tun, dass der Garten Eden nicht geplündert, zerstört und unbewohnbar wird. Mit dem Nutzen sind wir ganz gut vorangekommen, Schützen und Bewahren sind wohl noch unterentwickelt. Hier haben wir eine ordentliche Aufgabe vor uns – jeder an seinem Platz, den er als Mensch nutzt und ausfüllt.
Diakon Klaus Mehlhorn ist als Bezirkskatechet im Ev.-Luth. Kirchenbezirk Annaberg tätig.