Geistliches Wort
Tanzkurs
Kennen Sie dieses Gefühl, wenn ein gutes Lied erklingt und man nicht weiß wohin mit seiner Begeisterung? Wenn man mit dem Kopf nickt, dem Fuß wippt und eigentlich aufspringen will, um die Musik in Bewegung umzusetzen, aber einem die Tanzschritte fehlen? Als Kind war das noch kein Problem. Die "richtigen" Tanzschritte musste man nicht kennen. Doch je mehr man die urteilenden Blicke der Anderen spürte, desto mehr hielt man sich zurück. Ein Tanzkurs wäre eine Lösung, aber was man doch eigentlich erleben möchte, ist, dass nicht jeder Schritt bewertet wird.
Auch wenn für das gemeinsame Tanzen, ein paar zusammenpassende Schritte schon nicht schlecht sind.
Nun bin ich der Meinung, dass sich Tanzen und Glauben ähneln. Beides sucht einen Ausdruck für Freude, weil man sich innerlich stark bewegt fühlt.
Im Glauben, und speziell im Gottesdienst, werden uns dafür "Tanzschritte", also Verhaltensregeln, angeboten. Allerdings ist es wichtig, um die Freude auch herausleben zu können, dass man sich frei von jeglicher Anklage fühlt. Doch paradoxerweise gerade da, wo Christen zusammenkommen und diese Freude ausgedrückt werden könnte, weil sie doch alle teilen, fällt es schwer, sich frei zu fühlen, Ein Bekannter von mir sagte sogar einmal, wenn er Menschen mit in den Gottesdienst bringen will, dann muss er sie erstmal darauf vorbereiten, was da geschieht, obwohl sie Christen sind. Es scheint so, als ob die Tanzschritte wichtiger geworden wären als der Grund des Zusammenkommens.
Dieser Grund ist das "gute Lied", mit dem uns Gott zum Tanzen bringen möchte. Es ist die Gewissheit der Befreiung von all unserer Schuld und ewigem Leben in vollster Liebe.
Durch Christus dürfen wir uns wieder frei fühlen wie ein Kind, welches sich keine Gedanken über das Urteil der anderen Menschen machen muss.
Und dennoch braucht es Tanzschritte, wenn man diese Freude mit anderen zusammen leben möchte. Denn die christliche Gemeinde ist ein ziemlich bunter Haufen, der sich sonst ständig einander auf die Füße tritt.
Über die Zeiten hinweg gab es immer wieder "Tanzlehrer", die für dieses Miteinander Regeln aufgestellt haben. Aber als Grundlage gilt das, was Jesus, der Grund der Freude, dazu gesagt hat: "Liebt einander! So wie ich euch geliebt habe, so sollt ihr euch auch untereinander lieben. An eurer Liebe zueinander wird jeder erkennen, dass ihr meine Jünger seid." (Joh. 13,34-35)
Die Liebe ist der Tanzstil Gottes.
Wie auch immer unsere konkreten Schritte aussehen, solange wir in diesem Stil "tanzen", wird die Freude ihren Ausdruck finden und uns wird man ansehen, dass wir die Gemeinde der Erlösten sind.
Markus Wiedemann
Kirchvorsteher ev.-luth. KG Crottendorf